SACHOR! ERINNERE DICH!
„Erinnern als gesellschaftspolitischer Auftrag“
Zum Gedenken an die Reichspogrom-Nacht von 1938
Vortrag und Gespräch mit Mag. Norbert Darabos
Historiker und Präsident des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung in Stadtschlaining
Dienstag, 5. November 2019, 19.00 Uhr
Evang. Gemeindezentrum Stadtschlaining
„Kaum jemand von uns heute hat das Jahr 1938 noch erlebt. Niemand aus unseren Reihen hat sich aktiv an den Gräueltaten im No-vember 1938 beteiligt. Auch wenn wir selbst keine Schuld auf uns geladen haben, so tragen wir dennoch mit an der Last der Vergangenheit.“ Aus dem „Schlaininger Manifest“ vom 6. November 2018
Mag. Norbert Darabos hat nach politischen Funktionen nun die Aufgabe übernommen, als Historiker das „Haus der Zeitgeschichte“ zu konzipieren und zu leiten. Dieser Abend bildet als SideEvent den Auftakt zu den Gedenk-Aktionen des Schlaininger Klangherbstes.
Im Anschluss ist Gelegenheit, mit Herrn Mag. Darabos ins Gespräch zu kommen und das Gehörte miteinander zu bedenken. Wir hoffen auf Ihr Interesse und freuen uns über Ihre Teilnahme!
Eintritt frei, Spende erbeten!
Bericht von der Veranstaltung:
meinbezirk.at, 14.11.2019
Sachor! Erinnere dich!
STADTSCHLAINING (ps). „Erinnern als gesellschaftlicher Auftrag“, dazu lud GF Gerhard Harkam vom CONCENTRUM – Forum für politische, ethnische, kulturelle und soziale Ökumene. Nach dem Schweigemarsch vor einem Jahr wurde heuer erstmals wieder an die Reichspogromnacht von 1938 gedacht. Sachor! Erinnere dich! Historisch nachbetrachtet wurde der November 1938 vom Historiker und Präsident des Österreichischen Studienzentrums für Frieden und Konfliktlösung in Stadtschlaining, Norbert Darabos. Die Gedenkfeier erlebte durch die Anwesenheit von Superintendent Manfred Koch und LA Doris Prohaska eine hohe Wertschätzung. Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde von Laura Divosch, die mit ihren Beiträgen eindrucksvoll belegte, dass Musik oft mehr ausdrücken kann als Worte.
Historisch belegt
Sechs Jahre gehörte Norbert Darabos der Bundesregierung als Verteidigungsminister an. Als Historiker stand der Burgenländer öfter im inneren Widerspruch mit politischen Aussagen und Werten. „Der Ausgangspunkt für den Pogrom, also die gewaltsame Ausschreitung gegen die jüdische Bevölkerung geht bereits in das Jahr 1923 zurück, wo im Scheunenviertel in Berlin, Angriffe gegen Juden stattfanden. 1931 folgten die
Kurfürstendamm-Krawalle und 1933 der Warenhaussturm in Braunschweig. Die Vorbereitungen auf den Pogrom sind schon 1935 historisch belegt. Und da kann niemand sagen – wir hatten nichts wissen können – wir wussten und einige wussten mehr“, so Darabos.
Schlaininger Manifest 2018
Kaum jemand von uns hat das Jahr 1938 noch erlebt. Niemand aus unseren Reihen hat sich aktiv an den Gräueltaten im November 1938 beteiligt. Auch wenn wir selbst keine Schuld auf uns geladen haben, so tragen wir dennoch mit an der Last der Vergangenheit.
In Betroffenheit darüber und über die furchtbaren Verbrechen der Folgejahre nach 1938, bei denen damals unsere jüdischen MitbürgerInnen geschmäht, ihrer Würde, ihres Besitzes und schließlich ihres Lebens beraubt wurden – und zugleich mit ihnen unsagbar viele andere aufgrund ihrer Behinderung, ihrer Volkszugehörigkeit, ihrer Überzeugung oder ihrer sexuellen Orientierung erbarmungslos vernichtet wurden, halten wir am 6. November 2018 fest:
Das standhafte Beispiel der Opfer und der Menschen im Widerstand von damals ermutigt uns heute darin, allen Anfängen und Formen von Intoleranz zu wehren, jeglicher Diskriminierung die Stirn zu bieten, und jeder Art von gesellschaftlicher, ethnischer oder religiöser Verachtung und Verfolgung entgegenzutreten. Unser Heimatland Österreich soll auch in Zukunft ein Ort des friedlichen Miteinanders bleiben.
Wir haben aus der Geschichte gelernt.
Novemberpogrom 1938
Die Novemberpogrome 1938 – bezogen auf die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, auch Reichspogromnacht oder zynisch (Reichs-)Kristallnacht genannt, waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden und Jüdinnen in Deutschland sowie Österreich. Dabei wurden vom 7. bis 13. November etwa 800 Juden und Jüdinnen ermordet, 400 davon in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Über 1.400 Synagogen, Betstuben und sonstige Versammlungsräume sowie tausende Geschäfte, Wohnungen und jüdische Friedhöfe wurden zerstört. Ab dem 10. November wurden ungefähr 30.000 Juden und Jüdinnen in Konzentrationslagern inhaftiert, wo mindestens weitere 400 ermordet wurden oder an Haftfolgen starben.
Die Pogrome markieren den Übergang von der Diskriminierung der deutschen Juden und Jüdinnen seit 1933 zur systematischen Verfolgung, die knapp drei Jahre später in den Holocaust mündete.
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